„Ich habe einen längeren Atem, als jeder andere“


Interview mit Schauspieler Thomas Kretschmann


Von Marc Hairapetian

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Foto: Moritz Thau

 Thomas Kretschmann spielt die Hauptrolle in dem amerikanischen Drama „ Rohtenburg“, welches auf der wahren Geschichte des deutschen Kannibalen Armin Meiwes basiert. Dieser entmannte, tötete und verspeiste im März 2001 einen Berliner Diplomingenieur angeblich in dessen Einverständnis. Der Low-Budget-Film wurde vor einem Jahr von Regisseur Martin Weisz unter dem Originaltitel "Butterfly. A Grimm Love Story" in Szene gesetzt.

Durch das verhängte Aufführungsverbot des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main für den Kinofilm "Rohtenburg" wird der vorgesehene Kinostart am 9. März vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben.

Marc Hairapetian: Wann hast du denn das erste Mal von dem wirklichen Kannibalen-Mordfall erfahren? Auch erst durch die „Bild“-Zeitungsschlagzeile?

 Thomas Kretschmann: Ich lebe in Los Angeles und habe daher nichts davon mitbekommen. Eines Tages flatterte mir das Drehbuch ins Haus.

 MaHa: Und dann hast du angefangen zu recherchieren?

Kretschmann: Nein, es ist ja kein Dokumentarfilm. Ich wollte nicht recherchieren, ich habe ja nicht den Meiwes gespielt, sondern mir eine Figur erfunden. Mir hat das schon total gereicht, was im Drehbuch steht.

MaHa: Du hast ja schon in einigen hart gesottenen Filmen mitgespielt. Gab es jedoch nicht Momente als du das Drehbuch gelesen hast, in denen du dir sagtest, das möchtest du eigentlich gar nicht spielen?

Kretschmann: Ja …nein…, also ich war einfach fassungslos, dass das wirklich statt gefunden hat. Wenn es ein Drehbuch gewesen wäre, was eine erfundene Geschichte behandelt hätte, dann hätte ich gesagt, es wäre vielleicht ein bisschen überzogen. Für einen Schauspieler sind extreme Rollen interessanter als nicht so Extreme, das ist doch klar. Gegruselt habe ich mich allerdings nicht.

MaHa: Bei „Schindlers Liste“ wolltest du keinen Nazischergen spielen. Diese Rolle hast du angenommen. Wie weit kann man im Kino gehen? Du hast schließlich auch Kinder, die vielleicht eines Tages diesen Film sehen wollen. Hast du damit keine Probleme?

Kretschmann: Mein Beruf ist Schauspieler und ich suche mir doch nicht immer Rollen aus, in denen ich Typen spiele, die ich mag. Ich suche mir Rollen aus, die interessant sind in einer interessanten Geschichte. Als ich in Neuseeland „King Kong“ drehte, waren meine Kinder mit dabei und richtig in meinem Arbeitsprozess involviert. Sie waren zwei Monate dort, kannten jeden am Set und fühlten sich als kleine Teammitglieder. Als der Dreh vorbei war, fragten sie mich: „Was machst du als nächstes, können wir mitkommen?“ Ich sagte zu ihnen: „ Nein, das ist langweilig.“ „Was spielst du denn?“ „Ich spiele einen Typen, der sehr gerne isst.“ Damit war das für sie erledigt. Ich lese ein Drehbuch, habe Lust es zu machen, oder nicht. Bei „Schindlers Liste“ hatte ich keine Lust es zu machen. Ich muss ja als Schauspieler bei einer Rolle ein Potential vorfinden, wo etwas für mich drin ist. Es nutzt mir überhaupt nichts mit Herrn Spielberg zu drehen, dann geht das Publikum aus dem Kino und hasst diesen einen Typen nur, weil er nichts weiter geleistet hat, als rumzuballern. Das ist ja keine Rolle von der ich etwas habe, ganz im Gegensatz von „Rohtenburg“.

MaHa: …obwohl man deinen Oliver Hartwin auch nicht lieben wird. Dennoch hat er eine gewisse Menschlichkeit im Monströsen. Wurde der Name aus rechtlichen Gründen geändert, weil Meiwes geklagt hat?

Kretschmann: Ja,Meiwes klagt und kann weiter klagen.

MaHa: Hättest du Interesse, ihn einmal persönlich kennen zu lernen?

Kretschmann: Nein, wir haben anhand der Fakten eine Geschichte erfunden, aber die Figur, die ich da spiele, die habe ich komplett erfunden, da muss ich ihn nicht noch kennen lernen.

MaHa: Die hast du dir erfunden … hast du da ein gewisses Mitgefühl für ihn?

Kretschmann: Muss ich haben. Ich muss ja meine Figur verteidigen. Deswegen habe ich sie ja erfunden und nicht den Meiwes gespielt.

MaHa: Hast du dir die Haare nach vorne gekämmt, um einen hilfloseren Eindruck zu vermitteln?

Kretschmann: Das würde ich so nicht sagen. Ich habe versucht, eine Enge zu erzeugen und jemanden darzustellen, der wie in einer Käseglocke lebt, in seiner eigenen Welt gefangen und quasi entkörpert ist. Wir haben mir auch die Ohren mittels Prothesen nach vorne abstehen lassen, um ein Kleinkind in einem ausgewachsenen Körper zu suggerieren.

MaHa: Ihr habt in Englisch gedreht. War es nicht schwierig, einen Deutschen zu spielen, der dann Englisch spricht?

Kretschmann: Nein, es war ein amerikanisches Drehbuch und eine amerikanische Crew. Es ist kein deutscher Film, auch wenn er in Deutschland spielt, weil hier die Geschichte schließlich stattgefunden hat. Es ist ein Film für den internationalen Markt - und ich drehe ja praktisch nur noch in Englisch.

MaHa: Gary Lockwood, einer der Astronauten aus Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“, hat einmal gesagt: „Schauspielerei ist so, als wäre man ein Cowboy. Man erledigt einen Job und danach reitet man zum nächsten Gig.“ Empfindest Du das auch so? Deine Palette an Rollen ist ja unglaublich vielseitig.

Kretschmann: Ich versuche immer etwas Neues zu entdecken. Am liebsten ist mir immer, beim nächsten Film das Gegenteil vom Vorherigen zu spielen. Deswegen bin auch mit dem letzten Jahr relativ zufrieden. Ich habe in „King Kong“ mitgewirkt, den Kannibalen und den Pabst verkörpert. Weiter kann man sich eigentlich nicht mehr spreizen. Es ist ein eigenartiger Beruf, wenn man sich vorstellt, dass wir uns auf den Boden schmeißen und tot stellen - das machen ansonsten nur Kindergartenkinder und nehmen das ernst. Wir müssen es auch ernst nehmen - und dafür werden wir sogar noch bezahlt.

 MaHa: Ist die Schauspielerei eigentlich dein Traumberuf?

Kretschmann: Jetzt ja, früher jedoch nicht. Er ist zu mir gekommen und das ist der beste Beruf der Welt, wenn man kontinuierlich arbeitet. Wenn man nicht kontinuierlich arbeitet, ist es der Furchtbarste.

MaHa: Bist du eigentlich zielstrebig?

 Kretschmann: Das sollte man annehmen, oder?

MaHa: Du bist doch in Dessau geboren. Hast du etwas Preußisches an dir? Ist Disziplin neben allem Talent wichtig?

Kretschmann: Du kommst vor allem in Amerika nicht weit, wenn Du nicht total fokussiert und diszipliniert bist.

MaHa: Hast du Vorbilder?

Kretschmann: Ich gehe zwar gerne ins Kino, habe aber keine Vorbilder. Ich gucke mir Filme an, wie jeder andere auch. Wenn ich vergesse, wie ein Film gemacht wird, dann ist er gut. Ich kann dir ein Negativbeispiel nennen, einen Film, der über all unheimlich hochgejubelt wird und für sieben Oscars nominiert ist: „History of Violence“, fand ich den schlechtesten Film des Jahres. Ich war ganz busy, als ich den Schauspielern dabei zuguckte, wie sie krampfhaft dabei bemüht waren, das auszufüllen, was der Regisseur ihnen sagte. Das sah aus wie Schauspielschule dirigiert von Regieschule, völlig unangenehm. Das ist den meisten, die ich kenne, nicht aufgefallen.

MaHa: Laurence Oliver wollte dem Publikum die Illusion vermitteln, Oskar Werner den Traum schenken. Was hältst du für das Richtige?

Kretschmann: Ich würde das nicht auseinanderdividieren. Ich finde beides richtig, deswegen gehe ich auch ins Kino, ich will ja im Kino auch in eine andere Welt entführt werden.

MaHa: Du bist ja auch aus einer anderen Welt gekommen. Zu DDR-Zeiten warst du noch Schwimmer. Wie bist du dazu gekommen?

Kretschmann: Das war mir sehr wichtig, schließlich habe ich zehn Jahre damit verbracht. Ich bin als Zehnjähriger gefragt worden: „Willst du Weltmeister werden?“ Man hat nicht die Kompetenz in so einem Alter sich auszurechen, was das heißt. Man sagt: „ja“ und schwubsdiwubs ist man dabei, das man sechs Tage die Woche damit verbringt 20 Kilometer zu schwimmen – und die Jugend ist im Arsch.

MaHa: Hast du viele Freunde in dieser Zeit gehabt?

Kretschmann: Diejenigen mit denen ich unterwegs war, waren lediglich meine Schwimmkollegen beim Sport, ich hatte gar keine Freizeit. Alle erfolgreichen Schauspieler haben eines gemeinsam: eine abgefuckte und schwere Jugend. Natürlich entwickeln sich dadurch Stärken. Ich habe dadurch einen längeren Atem, als jeder andere den ich kenne. Nicht ohne Grund, bin ich momentan fast der Einzige, der in den USA herumsitzt und kontinuierlich arbeitet. Es hat auch damit zu tun, dass, wenn ich etwas erreichen möchte, es seine Zeit dauert, und ich weiß auch was ich dazutun muss und wie viel Arbeit darin steckt. Das kommt natürlich vom Sport, wenn sich der Höhepunkt einer zehnjährigen Schinderei in zwei Minuten entscheidet. Es bedeutet Hingabe, Aufgabe und Entbehrung. Das kann man auch auf alles andere im Leben übertragen. Deswegen bin ich auch nicht so leicht klein zu kriegen. Ich denke perspektivisch. Ich denke immer wie die Amis sagen in „the big picture“.

 MaHa: Wo soll es denn noch hingehen?

 Kretschmann: Das Ziel ist, interessante Rollen unter guten Regisseuren zu spielen.

 MaHa: Du wirst zwar von der Öffentlichkeit wahrgenommen, jedoch als Weltstar kann man dich noch nicht bezeichnen …

 Kretschmann: Sicherlich, daran messe ich mich auch nicht.

 MaHa: Gottschalk nannte dich „unseren Mann in Hollywood“.

 Kretschmann: Das sind alles Schlagwörter. Die Zeitungen schreiben auch „Wir sind Papst“.

 MaHa: Du bist Papst, zumindest im Film.

 Kretschmann: Mir geht es um etwas anderes, ich habe jetzt mit drei Regisseuren gearbeitet, die das mitbringen, von dem ich gerade geredet habe. Das ist Patrice Chereau in „Die Bartholomäusnacht“. Das ist Peter Jackson in „King Kong“. Und das ist vor allem Roman Polanski in „Der Pianist“. Wenn die wieder mit mir arbeiten wollen – und das wollen sie alle drei – dann weiß ich, dass ich richtig liege und auf meinem Weg bin. Durch diese Ergebnisse definiere ich mich.

MaHa: Gibt es verpasste Chancen?

 Kretschmann: Das passiert 50 Mal im Jahr. Gerade in Amerika, wo man ständig so nah dran ist an irgendwas und es dann nicht passiert. Es gibt auch Filme, wo ich mir selbst in den Arsch gebissen habe, dass es nicht geklappt hat, und dann kommen sie wenig später raus und es war auch nicht so tragisch. Ich habe auch genug Filme gemacht, in denen meine Erwartungshaltung überhaupt nicht erfüllt wurde. Ich sage mir immer: Was richtig ist, kommt auch zu mir.

 MaHa: Hast Du noch Kontakt zu Deinen DDR-Schwimmerfreunden?

 Kretschmann: Wir reden über Dinge, die 25 Jahre zurückliegen. Das ist Vergangenheit. Weißt Du, ich bin ja auch aus der DDR geflüchtet und habe daher kaum noch Kontakt zu irgendjemand von dort.

 MaHa: Aus welchem Grund bist du aus der DDR geflüchtet?

 Kretschmann: Ich glaube an Selbstverantwortung und fand es unerträglich, das ein Staat über mein Leben entscheidet.

 MaHa: Du hast ja schließlich viel zurücklassen müssen, auch deine Familie. Und dachtest bestimmt auch, dass du sie nie wieder sehen würdest. Hast Du dabei Angst gehabt?

 Kretschmann: Ja, ich habe alles zurückgelassen. Für meine Eltern war es ein Schlag, aber ich gehe Mal davon aus, dass wir nur ein Leben haben. Ich gestalte meines, so gut ich kann. Ich bin über Ungarn, Jugoslawien und Österreich geflohen. Es gab damals drei Möglichkeiten für mich: zurück ins Gefängnis, erschossen zu werden oder man schafft es. Selbstverständlich hat man dabei Todesangst.

 MaHa: Haben dir deine Eltern Vorwürfe gemacht, das du fort gegangen bist?

 Kretschmann: Ich sage es mal so. Hinterher finden sie immer alles richtig, wenn man Erfolg hatte damit. Ich habe als Einzelkind immer noch Kontakt zu meinen Eltern.

 MaHa: Hast Du Probleme gehabt mit der Stasi?

 Kretschmann: Nein, ich bin immer jemand, der auf Nummer sicher geht. Mir war bewusst, dass irgendwer immer irgendwo sitzt und aus diesem Grund habe ich mich immer dreifach abgesichert und wirklich niemandem etwas von meinen Fluchtplänen erzählt.

 MaHa: Hattest Du schnell Kontakte im Westen, die dir dann weitergeholfen haben?

Kretschmann: Nein, ich habe zunächst in einer Bar gejobbt und dann wieder mit der Schauspielschule angefangen, bis ich vom Schillertheater verpflichtet wurde.

 MaHa: Du hast drei Kinder im Alter von drei bis acht Jahren. Ist es nicht traurig für dich, wenn du sie durch die viele Arbeit so selten siehst?

 Kretschmann: Meine Freundin und ich, versuchen es so einzurichten, dass ich sie nicht länger als einen Monat nicht sehe. Wenn Filmarbeiten länger dauern, kommen sie meistens mit ans Set. Wenn ein Film kleinbugetiert ist, dauern die Dreharbeiten auch oft nicht zu lange und dann bin ich schnell wieder zu Hause. So war es auch bei „Rohtenburg“ der Fall.

 MaHa: Bei „King Kong“ waren sie ja dabei. Kommt man sich bei den Dreharbeiten mit der Bluebox nicht komisch vor, wenn man gegen unsichtbare Gegner agiert?

 Kretschmann: Sicherlich, aber manchmal muss man eben über seinen Schatten springen. Ich bin fast manisch beim Dreh, wenn sich etwas nicht real anfühlt, dann drehe ich durch. Ich treibe auch manche Regisseure in den Wahnsinn, wenn ich am Set sitze und ständig das Gefühl habe, es stimmt überhaupt nicht. Dann komme ich mir so deplaziert vor. Es ist meine Arbeit, dass ich zusehe, was ich selbst entwickeln kann, damit es sich richtig anfühlt.

 MaHa: Lässt du dich gerne von Regisseuren leiten?

 Kretschmann: Ja, klar, wenn man einen Regisseur hat, der das kann. In der Regel arbeite ich für den Regisseur - und da sollte man schon machen, was ihm vorschwebt. Aber es gibt auch Regisseure, die nicht wissen, was sie wollen – das finde ich dann immer ein bisschen schade, doch ich kann damit umgehen. Gerade bei amerikanischen Regisseuren ist es der Fall, das sie sich fast ausschließlich auf die Bildgestaltung beschränken. Das ist sehr unbefriedigend, wenn man nur von A nach B rennen muss. Doch ich habe etwas Eigenes entwickelt. Ich versuche immer sofort, die Vision des Regisseurs umzusetzen, behalte mir dann aber gern vor, ihm noch eine andere Perspektive zu liefern. Sprich, das Optimum ist so wie bei Polanski, dass man erstmal ein paar Takes macht und versucht, genau das zu nageln, was der Regisseur haben will, um es dann in etwas Eigenes umzusetzen. Ich spiele auch Takes nie gleich, damit der Regisseur eine große Auswahl an Variationsmöglichkeiten hat.

MaHa: Geradein den Szenen wo dir im „Pianisten“ als deutschem Offizier, dem der vor den Nazis flüchtende Adrian Brody auf dem Klavier vorspielt, strahlst du eine große Ruhe und Nachdenklichkeit aus. Hat Polanski in „Der Pianist“ deiner Meinung nach die besten Takes ausgewählt?

 Kretschmann: Davon gehe ich aus, das Polanski die beste Version ausgewählt hat. Ich habe die ersten Takes so gespielt, wie Roman es haben wollte und habe ihm dann eine Option geliefert. Das war das Tolle bei ihm, das damit die Arbeit erst richtig anfing, indem er sagte: „Das nimm mal weg und hier kommt noch etwas drauf.“

 MaHa: Wie hast du damals diese Rolle bekommen?

 Kretschmann: Wir haben Castingtapes gemacht, denn er wollte im Vorfeld keine Schauspieler treffen und auch keine Fotos sehen, weil er meint, das Schauspieler immer anders aussehen, als auf den Fotos. Ich habe auf diesem Tape einfach nur gesagt: „Hallo, ich bin Thomas Kretschmann“ und dann die geforderten Dialoge vorgelesen. An sich ein Alptraum, aber er fand es ein ganz geniales Castingtape. Später erzählte er mir, das er sich über die anderen Schauspieler lustig gemacht hätte, indem er auf bestimmte Tapes verwies und sagte: „Jetzt fangen sie an zu spielen“. Das hasst nämlich er wie die Pest. In Cannès wo der Film die „Goldene Palme“ gewann, erzählte Roman in der Pressekonferenz, dass ich das Drehbuch wie ein Telefonbuch vorgelesen hätte. Das meinte er als Kompliment.

MaHa: Die Rollen sind ja in „King Kong“, „Der Pianist“ und „Rohtenburg“ sehr unterschiedlich.Welches Kino siehst Du am liebsten?

Kretschmann: Um einfach nur ins Kino zu gehen „King Kong“, als Schauspieler bei derArbeit „Rohtenburg“ und als zuschauender Schauspieler, der nicht bei der Arbeit ist, „Der Pianist“. Ich finde anspruchsvolle Filme toll, habe aber manchmal eher lieber Lust, auf „King Kong“, weil das andere unter Umständen zu anstrengend ist. Als Schauspieler, der auf die Arbeit geht, war „Rohtenburg“ am besten, weil ich mich dabei – es mag sich blöd anhören – so richtig austoben konnte.

MaHa: Du wirkst allgemein ziemlich unaufgeregt. Bist Du als Schauspieler noch nervös und hast Lampenfieber?

Kretschmann: Je relaxter ich an solche Filme gehe, desto besser kann ich sie auch spielen. Früher war ich aufgeregt und habe versucht, Dinge, die ich bei den Proben entwickelte, bei den Takes wiederzugeben. Dadurch verkrampfte ich manchmal. Das habe ich heute aber nicht mehr. Ich spiele Proben zum Beispiel auch nicht mehr emotional, sondern nur noch technisch. Jetzt spiele ich im ersten Take immer nach dem Motto, zu sehen, was passiert – so wie im wirklichen Leben.

Das Interview führte Marc Hairapetian am 15. Februar 2006im Berliner Hotel Bristol Kempinski.